Kolumne: Schönwettercamper

Es ist mal wieder so weit. Ein langes Wochenende steht an. Der 01. Mai. Feiertag am Freitag und für die meisten Menschen in Deutschland bedeutet das drei Tage arbeitsfrei. Wir haben uns schon lange vorgenommen diese drei Tage beim Campen zu verbringen. Auf einem unserer auserwählten Kurzstrecken-Campingplätze. Bauernhof oder See.

Dummerweise sagt das Wetter nur Regen voraus. 96% Regenwahrscheinlichkeit. An beiden Plätzen – 150 km voneinander entfernt. Süddeutschland wird in einen Wolkenteppich mit Regenvorhang getaucht. Grau. Nass. Gemütsschädigend.

Der Wohnwagen ist bepackt, mit Frischwasser betankt und Reisefertig. Geistig sind alle, ob groß oder klein, schon auf Camping eingestellt. Der Wetterbericht wird über das Smartphone stündlich überwacht. Kommt die Sonne raus? Verschiebt sich der Drei-Tages-Horizont noch? Ringt sich zumindest an einem der potentiellen Ziele das Schönwetter noch durch? Mit jedem weiteren Tag der vergeht sinkt die Wochenendstimmung. Das Wetter verfestigt sich. Es wird wohl nichts werden. Gerade sagt das Morgenradio: Am Freitag starker Schauer bei Temperaturen zwischen 8 und 15 °C. Wenig einladen für ein Leben unter freiem Himmel. Diese Aussichten suggerieren Matsch, aufgeweichte Wiese, dreckige Kinderklamotten und viel nasses und dreckiges Campingzubehör. Wenig trockene Spaziergänge und keine Sonnenbäder.

Die Sonne wirkt für uns Vitalisierend. Sie hat stärkere Kräfte wie eine Tafel Schokolade beim seelischen Tief und lässt uns wie Pflanzen bei der Photosynthese aufrecht und zielstrebig sein. Fehlt sie werden wir Winterdepressiv und ziehen uns zurück.

Wir nehmen mir jedes Mal vor den einzigen vernünftigen Weg zu nehmen. Uns nicht abbringen zu lassen von Wasser von oben und fehlender Sonne, die Natur und das Leben unter freiem Himmel zu genießen. Gemeinsam mit unseren drei Kindern. Frei sein. Den Haushalt, die Gartenarbeit, die Büroablage hinter uns zu lassen. Und jedes Mal fängt uns die Schlechtwetter-Camping-Melancholie wieder ein.

Und dann gibt es da das schöne Sprichwort: Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung. Weiter gefächert und übertragen auf das Camping würde das bedeuten: Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Ausrüstung. Und sicherlich auch eine falsche Einstellung. Dies gilt sicherlich nur bedingt für das Zelten, für diejenigen die wie wir mit dem Wohnwagen unterwegs sind gilt es aber auf jeden Fall.

Eventuell werden wir uns ja durchringen dieses Mal die guten Vorsätze gewinnen zu lassen. Uns aufzuraffen trotz schlechter Vorhersage loszuziehen, das Wetter zu nehmen wie es ist. Wer weiß.

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